Sechs Wochen, die vergingen wie im Fluge. Sechs Wochen des wenigen Bangens und der unendlichen Freude. Des ungläubigen Staunens, wie schlecht es einem gehen kann und man trotzdem die Welt umarmen wollte. Frau Murmel wurde schnell murmelig, genoss jede Sekunde ihrer Übelkeit und der Arzt bescheinigte ihr eine wundervolle, stabile Schwangerschaft.
Nur der Bauch rundete sich bei Frau Murmel und wurde gross und grösser. Der Herzensmann konnte es genauso wenig fassen wie sie und man hörte oft ein: "Du, wir sind schwanger!" "Was? ECHT?" "JA, wir sind SCHWANGER!" Und von der ersten Woche, in der bekannt war, dass da ein kleiner Erdenbürger kommen sollte, wusste Frau Murmel, dass es ein Sohn sein wird. Lange Namenslisten schmückten den Spiegelschrank im Badezimmer und immermal wieder wurde ein Name gestrichen und ein neuer notiert. Vor allem auf der Mädchenseite war ein kommen und gehen zu verzeichnen. Der Herzensmann und Frau Murmel konnten sich einfach nicht einigen. Aber es war ja auch egal, denn es war ja ein gespürter Sohn unterwegs und somit war das Wunschkind mehr als Willkommen und wurde freudig erwartet.
Die Schwangerschaft war die schönste Zeit für Frau Murmel und den Herzensmann. Sie sangen gemeinsam für das Ungeborene, cremten die dicke Murmel, sprachen über Träume und wünsche und wie toll alles werden würde. Sie machten grosse Pläne, jetzt, da es ja offensichtlich nicht mehr ausgeschlossen war, dass sie doch eine Familie sein konnten.
Frau Murmel trug mit Stolz ihre Murmel und fühlte sich wunderbar. Die Übelkeit liess endlich nach (nach 6 Monaten des Dauerspeiens eine echte Erleichterung) und das Schwangersein konnte in allen Zügen genossen werden.
Der Entbindungstermin rückte immer näher und verstrich. Die Murmel wollte noch nicht so recht. Jeden zweiten Tag musste Frau Murmel in die Klinik zur Vorsorge, das Murmelchen wurde beäugt und die nicht vorhandenen Wehen wurden geschrieben und dann wurde sie wieder Heim geschickt.
Bis es zu viele Tage über dem Termin waren. Nun wurde das Murmelchen auch mal wieder gemessen und die Ärzte waren schockiert. Die dicke Murmel sollte hier schon 4100 g wiegen und riesig sein.
Ein Horrorszenario wurde von den Ärzten gemalt: Das Kind bliebe am Becken der Frau hängen bei der Geburt, es würde behindert zur Welt kommen, da die Sauerstoffzufuhr nicht gewährleistet wäre, oder es würde Querschnittsgelähmt zur Welt kommen, weil alle Nervenstränge abgeschnürt würden oder das schlimmste: der Kopf würde durch den immensen Druck der Wehen abreissen.
Ja, Risiken und Nebenwirkungen können die Hölle bedeuten.
Frau Murmel war geschockt, sie weinte und war völliig durcheinander. Wie sollte ihr Körper ein solches Monster hergestellt haben und dann selber zum Monster werden, indem es das riesen Ding nicht freiwillig wieder hergab?!
Die Ärzte drängten auf eine sofortige Notschlachtung einen Kaiserschnitt und liessen die arme Frau Murmel nur aus ihren Klauen mit der Option direkt am nächsten Morgen zur Einleitung wieder zu kommen, oder aber direkt zum Kaiserschnitt.
Noch auf dem Weg nach Hause rief Frau Murmel ihren Herzensmann an und weinte fürchterlich. Er fuhr auch direkt Heim, hatte furchtbare Angst, das etwas schlimmes passiert sein musste, seine Frau war nicht in der Lage, die Sachlage zu schildern.
Endlich zu Hause angekommen, konnten sie erstmal in Ruhe reden und Frau Murmel berichtete von dem riesen Braten in ihrer Röhre. Beide beschlossen erstmal die Hebamme ihres Vertrauens anzurufen, die sie schon ein Stück Weg begleitet hatte und diese hatte mit ihrer sanften Art und ihren vielen Tipps und Tricks bald den Schrecken der Situation eingefangen und Frau Murmel war wieder ruhig und gelassen.
Hey, es war ihr Körper, der diesen Braten wollte, dann würde dieser Körper auch in der Lage sein, ihn wieder rauszulassen.
Somit war das Urvertrauen wieder da und Frau Murmel wollte abgelenkt werden. Ihr Herzensmann wusste sich nicht anders zu helfen und schleppte sie in ein Möbelhaus, denn dort gab es viel zu gucken und Ablenkung en masse. Es war übrigens der gelb blaue Möbelschwede.
Wie würde es weitergehen? Würde Frau Murmel doch unters Messer kommen müssen, damit der riesen Braten befreit werden würde? Oder würde gleich am nächsten Morgen schon die Einleitung losgehen?
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