Mittwoch, 10. März 2010

eine Liebesgeschichte - Akt 8

So krochen der Herr Mann und Frau Murmel langsam aber stetig der versprochenen Erlösung entgegen, bei jeder Wehe eine Pause machend. Es war kein langer Weg, aber er zog sich ungemein. Schmerzen waren immernoch nicht ihr Ding.

Sie bogen um die Ecke und da stand er schon: der Engel in blau. Die Hebammenschwester hatte also nicht gelogen und war sicherlich das Gezänke der Frau Murmel leid und hatte somit Erlösung geordert. Einmal hinsetzen, Buckel machen, ein kurzer Pieks und schon stand der Flatrate nichts mehr im Wege.
Ein wundersamer Knopf, der eine Extradosis zuliess, wurde mehrmals von der Hebamme betätigt und innerhalb kürzester Zeit ging es Frau Murmel so gut, dass sie nach einem Mittagessen verlangte und das dringende Bedürfnis hatte sich zu entschuldigen.

Ja, Hebammen bekommen sicherlich extra Schulungen, wie man mit überhormonten Gebärenden umzugehen hat und dass man sich dies niemals zu Herzen nehmen darf, denn sie war so grosszügig und meinte, dass sie da schon ganz andere Dinge gehört hatte und dass ich wirklich noch zu den Lieben gehören würde. Welch Glück. Einmal Durchbeleidigen gratis, sozusagen!

Nun bin ich am Überlegen, wie genau bedarf es einer Beschreibung von einer Geburt? Warum spricht niemand über das viele Blut, dass da fliesst, geschweige denn über alle anderen Ausscheidungen? Warum hat noch niemand das Geräusch beschrieben, wenn man einen Dammschnitt bekommt? Macht man dies schlichtweg einfach nicht, weil es die Spezies Mensch sonst schon längst nicht mehr gegeben hätte? Sollte ich diesen Schritt tun? Ich bin mir unschlüssig und somit grenze ich das Thema einfach aus.

25 Stunden nach der ersten Wehe hatten sie endlich ihr heissgeliebtes Wunschkind in den Armen. Ein lautstarkes UUÄÄÄÄHHHHH verriet, dass die kleine Murmel vollkommen angekommen war und sobald er auf der nackten Haut der Mutter lag, war er still und schaute interessiert und wach erstmal an, was er da vor die Nase bekommen hatte. MAMA! 
Die Glückseligkeit konnte man greifen, das Herz von Frau Murmel war übervoll und Tränen rannen ihr und ihrem Mann aus den Augenwinkeln. Der schönste Tag in ihrem Leben. 5 Kilo pures Glück, das wunderschönste, welches sie je gesehen hatten.
Dies war alles, was sich Frau Murmel gewünscht hatte. Und zwar schon immer. Eine alles umfüllende Liebe, ausgefüllt, wohlig umarmt, für nichts anderes Platz, nur Glück und Licht und Liebe. Sie hätte die Welt umarmen können.

Doch wie würde es werden, wenn die kleine Familie wieder in den eigenen vier Wänden war? Würde sich das Mobile durch das neue Glied bald wieder ausbalancieren, oder würde es einfach nur noch schräg und schief in der Ecke hängen?

- to be continued -

1 Kommentar:

  1. Wirklich schön und einfühlsam geschreiben!
    War mir eine Freude es zu lesen!

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