Montag, 21. Juni 2010

Es ist Samstag, der 19. Juni 2010

Wir haben einen langen Tag hinter uns. Haben in der Wohnung schon gebohrt, denn im Wohnzimmer fehlen noch immer Gardinen. Diese werde ich selber nähen, aber wenn noch nicht einmal die Gardinenstange hängt, warum sollte ich dann schon anfangen? 
Wir haben auferäumt und geputzt, wir haben uns in die Fluten beim Möbelschweden geschlagen, denn es ist ja Midsommarfest gewesen, aber dies hat keiner aus dem Hause Mueller gewusst. Wir wollten doch nur mal schnell schauen, ob es den einen Schrank noch gibt, denn online ist dieser nicht zu finden und selbst jetzt, wo ich den Produktnamen kenne, spuckt mir das Internet keine Informationen dazu aus. Er muss wohl bald aus dem Program genommen werden.
Nach dieser Midsommarpleite sind wir dann mit Rucksack bewaffnet in die Tram gestiegen und haben ein Museum besucht. Ein Museum, welches mein Herr Sohn liebt. Er würde am Liebsten jedes Wochenende dorthin fahren. Nur wir Eltern, wir sind nicht so begeistert. Denn der Herr Sohn rennt eher durch die Ausstellungen, wie eine Fledermaus im Sturzflug wird alles flatterhaft durchflogen und man kommt eigentlich zu nichts. Wir Eltern können die Ausstellung nicht geniessen, denn kein einziger Satz könnte gelesen werden, der Herr Sohn soll ja schliesslich nicht verloren gehen und somit rennen wir mehr oder weniger hinter der Fledermaus hinterher. Ertragen mit Geduld den Lärm in diesem Museum, denn es gibt viele Kinder dort und diese dürfen auch sehr viel ausprobieren und anfassen und schalten und walten.
Ab und an halten wir unser Kind an, dass es auch wirklich mal wartet, bis es dran ist. Somit gibt es Möglichkeit zum Verweilen, zum Erklären, zum Bestaunen der Dinge, die da so funktionieren, obwohl sie uralt sein müssen.
Nach Stunden sind wir dann alle gefüllt mit Eindrücken wieder zu unserem Auto per Tram auf dem Heimweg. Es ist Abendbrotszeit als wir schlussendlich ankommen und mit Zermürbung stellt die Hausfrau des Hauses fest, dass wir wenigstens hätten Brot kaufen sollen.
Noch sinnierend  darüber, wer denn nun schnell zum Bäcker gleich um die Ecke gehen könnte, posaunt es aus der Hüftgegend Bauchhöhe:"MAMA, ich geh zum Bäcker!" Erstaunter Blick zu meinem Herrn Sohn, die Nachfrage, ob er das wirklich machen will und ob ich nicht doch mit zur Ecke kommen soll oder bis vor den Laden wurden abgeschmettert und somit packe ich seinen kleinen Rucksack. Schreibe einen Zettel, welches Brot es sein soll, stecke diesen in sein kleines Miniportemonaie. Natürlich auch das Geld, welches der Brotkauf verschlingen wird plus einen kleinen Zusatz, wer weiss, vielleicht kommt Herr Sohn auf die Idee für sich etwas mehr zu kaufen, oder es gibt das gewünschte Brot nicht und er muss ein anderes mitbringen.
Zweimal fragt mein Kleiner mich, wie dieses Brot nun hiess, ich sage es ihm, er öffnet die Tür mit einem solchen Strahlen im Gesicht, dass mein Herz ganz weit wird.
Sobald er das Haus verlassen hat, renne ich mit wild klopfendem Herz zum Fenster, mist, ich habe vergessen ihn zu ermahnen, dass er doch bitte sehr genau schauen muss, ob da ein Auto kommt. Und dass er aufpassen muss. Und dass er nur bei grün über die Fussgängerampel gehen darf, und dass er sich nicht vordrängeln darf beim Bäcker und dass er heile wieder nach Hause kommen soll und dass ich ihn liebe.

Vom Fenster aus sehe ich aber, dass er Vorbildlich nachschaut ob ein Auto kommt, dass er diese kleine wenigbefahrene Strasse wunderbar meistert, bei der Grösseren gibt es wie gesagt die Fussgängerampel und er wird seinen Weg machen. Bange Minuten starre ich auf den leeren Fussweg, harre der Dinge die da kommen. Ich habe mir ein inneres Limit gesetzt, soundsoviele Minuten warte ich, dann gehe ich ihm entgegen. Als meine Nervosität fasst zum Platzen war und ich kurz davor loszugehen, sehe ich einen kleinen Jungen, der rennt und rennt und ist schnell wie der Blitz. Trotz der Geschwindigkeit, stoppt er an der Strasse, schaut wieder vorbildlich nach links und rechts bevor er die Strasse quert und rennt dann atemlos bis vor die Haustür. In meinem Kopf überschlagen sich die Vorkommnisse, die gewesen sein könnten, warum mein Herr Sohn so rennt: "Die Bäckerfrau war nicht nett zu ihm!" "Ein anderer Kunde hat sich vorgedrängelt und mein Kleiner hat den Mut verloren." "Vielleicht hat er doch den Namen vom Brot vergessen und dann hat ihn auch der Mut verlassen, obwohl er ja den Notfallzettel im Rucksack hatte." Ich habe ihn überfordert, wildes nicht jugendfreies Rumgefluche meinerseits, ich bin eine schlechte Mutter, wie kann ich nur meinen minikleinen 5-Jährigen zum Bäcker schicken, wie soll er denn wissen, was gut für ihn ist?!?!

An der Haustür springt mir ein immernoch strahlender kleiner Junge in die Arme und sagt atemlos: "Mama, das Brot ist noch ganz warm und ich habe mich so beeilt, dass wir es noch warm essen können!" Er platzt fast vor Stolz, und ich mit ihm. Mein minikleiner Junge, mein Baby, war alleine beim Bäcker! Hat sich getraut ein Feierabend-Krüstchen zu kaufen und hat dies schnell wie ein Eilbote heimgetragen, damit die Familie ein warmes Brot zum Abendbrot essen kann.

Mit ganz viel Liebe ging dieser Samstag zuende. Mein Kind hat uneigennütz für uns alle etwas Grosses vollbracht.

2 Kommentare:

  1. Bei solchen Geschichten "Brot holen" & Co. könnte ich Rotz und Wasser heulen. Kenne ich. Dieses Großwerden der Kids.
    Dabei bin ich alles andere als eine Glucke.
    Hach.........

    AntwortenLöschen
  2. Ach Mensch Lieschen, warum treibt mir das denn Pipi in die Augen wo es doch so schön ist!! Den stolzen kleinen-großen Jungen kann ich mir lebhaft vorstellen! Mensch wie lang ist das hier bei uns schon her bei einem fast 21jährigen und einer 23jährigen!
    Manchmal kommen jetzt doch wieder Sehnsüchte auf......
    Ganz liebe Grüße besonders ein den zuckersüßen Einkäufer
    Gaby

    AntwortenLöschen