Dienstag, 27. Juli 2010

Ein Geruch

Kennt ihr das? Ihr geht hinter Jemandem her und dieser riecht nach mehr? Man würde diesem Menschen am Liebsten bis zum Ende der Welt laufen, weil sein Duft wie ein zartes Band in die Nase schlüpft und oben im Hirn einen Knoten zu längst vergessenen Sehnsüchten verknüpft. Man lässt sich in diesen Duft fallen, fühlt sich wohl, geniesst ihn. Atmet diesen Duft und weiss gar nicht mehr so richtig, wo der Kopf ist. Irgendwann ist die Note weg und man wird wieder wach. Erwacht aus einem wundervollen Sehnsuchtstraum. Man schaut sich um und steht vielleicht mitten in der Fussgängerzone und muss erstmal überlegen, was man eigentlich tun wollte. Wo der Weg hingehen sollte.

Ich habe einen Raumduft für die Toilette gekauft. Ein wunderschön anzuschauendes Glas mit Perlen darin. Sie muten weich und wabbelig an, wenn man das Glas hin- und herbewegt. Ich wusste nicht, wie es duftet, denn es war ja fest verschlossen. Es sprach mich aber so laut an, dass ich es gekauft habe, einfach so.

Hier zu Hause gehe ich nun an unserem WC vorbei und in mir wuchs eine kleine Pflanze. Ganz winzig und feingliederig. Schlingelte sich hoch, liess Blätter aus ihrem Stengel heraus. Ich konnte sie gar nicht zuordnen, diese Pflanze, war sie doch so fein und klein. Dann waren es mir zuviele Düfte mit schlechten Gerüchen vermischt und ich schloss das Glas.

Als ich es eben wieder öffnete lächelte sie mich breit an: die Sehnsucht! Ich verbinde mit diesem Raumparfum (es riecht wie ein normales Parfum) eine Sehnsucht, die mich fast einnimmt, beinahe übermannt. Sie riecht nach so viel mehr. Nach Geborgenheit und Zuneigung, nach inniger Umarmung, offenem Herzen. Nach Liebe und Aufmerksamkeit. 

Das habe ich noch nie erlebt. Erstsaunen, inne halten, riechen, atmen.

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