Freitag, 16. Juli 2010

wie hohl

Wenn ich mir den Post von gestern durchlese, dann denke ich mir: Oh Gott, wie hohl. So nichtssagend, so leer. Das Frauchen geht mal eben shoppen und alles ist wieder gut.
So bin ich gar nicht. Oder doch?

Irgendwie verwirrt mich das, wieso ich durch Geld ausgeben, so runterfahren kann. Schliesslich birgt das neue Stolpersteine. Und Verdrängung muss hier eine grosse Rolle spielen.

Wenn ich an früher denke, dann war Shoppen gehen die einzige Zeit, in der ich etwas mit meiner Mutter gemeinsam getan habe. Ich habe "Schweigegeld" bekommen, ein wenig Zeit (aber nicht unbedingt Aufmerksamkeit) und eigentlich alles, was ich haben wollte. Grenzenlos. Schliesslich durfte ich das Familiengeheimnis nicht aussprechen. 

Und wenn ich in der Pubertät anklagend über zu wenig Liebe sprach, dann wurde ich immer hart gemassregelt, dass es mir ja wohl nie an Etwas gefehlt haben kann, denn ich habe doch schliesslich alles machen dürfen. Wir seien zweimal im Jahr in den Urlaub gefahren und an Spielsachen würde mein Zimmer doch nun fast platzen. Was bei 8 einhalb Quadratmetern keine Zauberei ist/war.
Dass die Grundbedürfnisse nie gestillt wurden: bedingungslose Liebe, Nähe, Geborgenheit, Sicherheit, Schutz, das hat meine Mutter nie begriffen. Konnte sie sich gar nicht eingestehen, denn ich denke, sie würde dran zerbrechen. Eigentlich ist sie damals dran zerbrochen und um ihren Scherbenhaufen beisammen zu halten, ist sie erstarrt. Kalt. Von den Fusssohlen bis hoch zum Scheitel ein funktionierendes Etwas, ohne Wärme.

Im Hier und Jetzt, wenn ich überfordert bin, dann gehe ich los und "stille" die kleine Stimme in mir, die sagt: Ich kann nicht mehr. Dann wird ihr das Schönste gekauft und somit komme ich dann wieder ein paar Tage weiter. Mir mangelt es ja schliesslich an nichts. Ich kann mir alles kaufen.

Und somit habe ich gerade die grösste Selbstlüge aufgedeckt und weiss gar nicht genau, was ich mit dieser Erkenntnis nun anfangen soll. Es arbeitet gewaltig.

6 Kommentare:

  1. Was für ein Hammerpost!
    So offen und auf den Punkt gebracht.
    Dank dir dafür.

    Bei mir gab es ein ähnliches Muster... essen!

    Umärmelt von Sudda

    AntwortenLöschen
  2. Mit Deiner Erkenntnis bist Du schon wieder einen Schritt weiter auf Deinem Weg.
    Danke für diesen knallharten Post.
    Mein "Runterkommen" habe ich wie Sudda über das Essen geschafft. Habe es auch erkannt.
    Und heute gehe ich zu WW

    AntwortenLöschen
  3. Das machen wir doch Alle!
    Shoppen und Essen kann so einiges kompensieren.

    Oder dämliche Computerspiele, ich habe sogar schon eines auf meinen Blog geladen...

    AntwortenLöschen
  4. Jaaaa... dämliche Computerspiele. Da geh ich doch glatt mal bei FrauJudith gucken!!!

    AntwortenLöschen
  5. Aber du hast darüber geprochen und es dir selbst eingestanden...also arbeittest du daran....
    Und wer darüber (nach außen) reden kann hat erkannt was los ist und allein schon dies ist doch ein großer Schritt.....
    Liebe Grüße Lilli

    AntwortenLöschen
  6. Mmmh... und, hat er es gemerkt? ;)

    Ich finde es gut, dass Du so ehrlich mit Dir umgehst. Wobei: Wenn der Stress von einem abfällt, nach dem Arzt. Und das Horrorkind vom Vormittag nachher nicht nur wie ausgewechselt ist, sondern sich auch noch an einen Ort wünscht, an dem man selbst gern wäre... dann darf man dadurch auch runterkommen. Und wenn Du den Schrank haben willst, darauf sparst und er aus dem Sortiment genommen werden soll. Dann hätte ich auch zugeschlagen. Wenn wir es uns trotzdem leisten könnten. Würde aber danach weiter die Raten konsequent zur Seite legen. Aber stell Dir mal vor, Du hättest fertig gespart, kämst ins Möbelhaus Deines Vertrauens. Und der Schrank wär weg...

    Aber das grundsätzliche Muster. Was macht man mit der Erkenntnis?! Darüber schlafen. Im Hinterkopf behalten. Sich selbst kontrollieren und versuchen echte Bedürfnissbefriedigung zu bekommen anstatt der "Austauschprodukte". Aber da muss man sich jedes Mal hinterfragen. Warum mach ich das jetzt eigentlich? Wie geht es mir? Was brauche ich eigentlich? Wie kann ich den Bedarf eigentlich besser kompensieren?

    Es heißt zwar immer, dass die Erkenntnis immer der erste Schritt sei. Aber eigentlich ist das gelogen. Natürlich muss man erst erkennen, bevor man handeln kann. Aber i.d.R fühlt man sich so gut, dass man erkannt hat, dass man die nächsten Schritte vergisst... :-/

    AntwortenLöschen