Sonntag, 28. Februar 2010

Ohnmächtige Wut

Die einen schnauben lässt, die einen knurren lässt. Die nach Atem ringt, die einen würgt. Die sich um den Brustkorb zwängt und einen lähmt.

Das Schwierige, diese Wut zu kanalisieren. Bewusst zu machen, dass sie nicht dem kleinen Kind gehört, das einfach nur gespürt hat, dass Mama keine 100 Prozent gibt, sondern abgelenkt (kaputt und über das eigene Limit hinaus) ist und somit seine Grenzen verrutschen wollte. Sondern dass diese massive Wut den Menschen zuzuordnen ist, die Jahre zuvor einfach immer und immer wieder meine Grenzen überschritten haben. Dass ein Nein nur belächelt wurde, oder mit dem Kommentar: "Jetzt tu doch nicht so. Das macht dir doch Spass. Ich seh die Lust in deinen Augen flackern." abgetan wurde. Dass ignoriert wurde, dass ich erst vier war. Und später acht. Oder dann 11. Und dass all diese Zahlen immernoch ein kleines Kind betiteln und nicht eine sexgeile Frau, der eventuell eher die Lust aus den Augen flackert. 
Gegen den Würgereiz ankämpfen, der unweigerlich mit diesen Zeilen kommt. Die Erinnerung, die immernoch so weh tut. So nah ist. So unglaublich. Die Frage, wie man einem so kleinen Kind, welches das eigene ist, soetwas antun kann. Ich werde sie wohl nie beantwortet bekommen.

Somit ein riesiger Kampf im Hier und Jetzt zu bleiben, mich nicht dem dunklen Urschlamm an Gefühlen hinzugeben und mich fallen zu lassen. Ankämpfen, dagegen. Der meiner selbst willen und meines Sohnes willen. Damit ich nicht ungerecht ihm gegenüber werde. Damit er eine Mutter hat, die ihn sieht, mit all seinen Wünschen und Bedürfnissen. Ich bin es ihm schuldig. Ich habe ihn mir so gewünscht, weil ich wissen wollte, wie Mutterliebe sich eigentlich anfühlt. Wenn der ureigentliche Wunsch jedoch wohl eher der kindliche war, wie es sich anfühlen muss, wenn man von einer Mutter bedingungslos geliebt wird. Einfach weil man das Wunschkind geworden ist, was die Mama sich schon immer gewünscht hat. Aber auch dies werde ich wohl nie erfahren und kann somit nur hoffen, dass meine Liebe, die ich meinem Sohn schenke, die Richtige ist.

4 Kommentare:

  1. Ich denke an Dich, liebes Lieschen. Du wirst Deinem Sohn eine liebevolle Mutter sein. Meist gibt man das weiter, was man sich selbst gewünscht hat.
    Anna

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  2. meine liebe,

    du denkst soviel nach, reflektierst, horchst in dich hinein - du bist eine gute mama, definitiv!!

    ich drück dich mal und wünsche dir, das die schlechte erinnerung schnell wieder den guten gedanken platz machen...

    glg ela

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  3. Ich denk an Dich!
    Und ich bin mir sicher, dass Dein Sohn weiß, was für eine gute Mutter er hat und wie sehr diese ihn liebt!
    Drück Dich,
    Cati

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  4. Fühl Dich mal gedrückt wenn Du magst...

    Liebe kann doch gar nicht falsch sein! Liebe ist immer richtig. Falsch ist wenn sie fehlt!

    Ich kriege schon nen Brechreiz, wenn ich nur daran denke was es für perverse Menschen gibt, die in diesen kleinen, süßen Kindergartenmäusen... ich will gar nicht behaupten, dass ich mir ansatzweise vorstellen kann, wie sich diese Kinder fühlen müssen... Sie haben doch dieses unbedingte, unbezwingbare Urvertrauen in die Schönheit und das Gute der Welt und vor allem in ihre Eltern. Es tut mir so unendlich leid für jeden, dem dieses Gefühl auf diese absolut unbeschreibliche Art geraubt wurde!

    Ich bewundere Dich, dass Du es geschafft hast Dir trotz allem ein eigenes Leben, eine eigene Familie erkämpft hast und so reflektiert bist, versuchst alles aufzuarbeiten und zu bezwingen und was Du bisher geschrieben hast, kann Dein Sohn froh sein, eine so liebevolle, tolle Mami zu haben, die sich so viel Gedanken über seine Bedürfnisse macht wie Du!

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